Reisebericht Indien – Leh Homestay
Hochzeitsphantasien
Wenn ich an meine erste Reise nach Asien denke, habe ich einen ganz besonderen Moment vor Augen: Nach tagelanger strapaziöser Überlandfahrt durch den Himalaya erreichten wir die Hauptstadt Leh im nordindischen Ladakh. Am ersten Abend waren wir bei einer Familie zu Gast. Die Hausherrin bereitete uns das Essen in der traditionellen Küche zu. Rund um die Herdstelle hingen kupferne Töpfe und Pfannen. Erwartungsfroh saßen wir hinter niedrigen Tischen auf Kissen am Boden. Die drei Töchter des Hauses versorgten uns mit Getränken. Auch von dem selbstgebrauten Chang, einem lokalen Gerstensaft, haben wir gekostet. Nach dem Essen zeigte uns die Familie ihre Schmuckstücke: Silberne Ohrringe und Münzen waren in einer kunstvollen Holzkiste verborgen. Aus einer großen Schachtel hob die älteste Tochter einen schweren mit Türkisen und Korallen bestickten Perak heraus. Ihr stolzer Blick verriet, dass sie ihn zu ihrer Hochzeit tragen würde. Die seit altersher übliche Kopfbedeckung der Ladakhi-Frauen wird von Generation zu Generation vererbt. Vorsichtig strich ich über die kostbaren Steine. Da ergriff die Mutter lächelnd das gute Familienstück und setzte es mir auf den Kopf. Vom Gewicht beeindruckt, geriet ich etwas ins Schwanken. Die Töchter hielten mich lachend fest und die Mutter sagte: „Wenn Du heiratest, komm hierher zu uns. Du darfst ihn zur Hochzeit auch tragen.“ Wann immer ich an Ladakh denke, sehe ich die strahlenden Frauen der Gastfamilie vor Augen, und habe den Duft der Küche mit dem vielen Kupfergerät in der Nase...
Petra Thomas
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