Reisebericht Myanmar – Mandalay Hill & Westküste
Bilder lügen nicht!
Bilder von Heißluftballons über Bagan, Bilder von der Shwedagon-Pagode und der längsten Teakholzbrücke der Welt (genau genommen ein seltsamer Rekord) haben uns nach Myanmar gelockt. Und tatsächlich, die Bilder haben nicht gelogen, all die goldenen Buddhas und die jahrhundertealten Klöster machen nicht nur auf Postkarten richtig was her, fanden wir. Nach den Highlights dieses Landes gefragt, kommen jedoch andere Szenen in den Sinn, soweit es uns betrifft. Hier eine kleine Auswahl:
Szene 1:
Wir schlendern den Mandalay Hill bei mind. 37 Grad im Schatten hinauf: Passanten klopfen uns auf die Schulter, Kinder lächeln begeistert, Frauen treten schüchtern vor und fragen nach einem Foto, das händchenhaltend mit uns geknipst wird. Auf dem Markt überreicht eine Händlerin plötzlich im Vorbeigehen Blumen (aber nur der Dame!). Ein Mönch tätschelt beim unvermeidlichen Fotoshooting meine Hand.
Szene 2:
Tage später: Wie spazieren eine namenlose Dorfstraße hinunter. Eine kräftige Bäuerin winkt uns zum Tee unters Strohdach, während ihre zehnjährige Tochter losläuft, um ihre Freundinnen aus der Nachbarschaft zu holen. Schließlich sollen sich alle die blassen Fremden aus der Nähe ansehen dürfen. Wir seien so eine Art Event, meint unsere Reiseführerin lakonisch dazu.
Szene 3:
Westküste: Es sollte ein ruhiger abendlicher Spaziergang an der Landstraße werden, würde nicht jeder zweite Mopedfahrer spontan anhalten, um zu fragen, ob er einen denn mitnehmen dürfe. Unentgeltlich natürlich. Man wird das Gefühl nicht los, Myanmar sei das bislang unentdeckte Tramperparadies. Das Risiko überfahren zu werden, sinkt übrigens umgekehrt proportional zur Helligkeit der mitgeführten Taschenlampe.
Man könnte nun glauben, wir hätten als Rockstars auf Tour Ex-Burma durchquert und das breite öffentliche Interesse sei unserem Ruhm geschuldet. In Wahrheit ist es natürlich Myanmar, das rockt, und das breite öffentliche Interesse ist ganz anderem geschuldet. Zum einen nämlich der jahrelangen Isolation des Landes, für dessen Bewohner „westlich“ aussehende Fremde generell spannende und sympathische Geschöpfe sind. Zum anderen der Tatsache, dass die Myanmaren selbst die sympathischsten vorstellbaren Gastgeber sind.
Myanmar 2012 war eine seltene Gelegenheit, ein landschaftlich einmalig schönes Land zu sehen, ein Land mit eindrucksvoller Kultur, bewohnt von sehr entspannten und offenen Menschen. Sehenswert im eigentlichen Sinne war dabei aber auch, wie sich Frauen und Kinder im Straßenbau abrackern, bei dem der Teer noch aus Kanistern auf der Fahrbahn verteilt wird; wie sich das halbe Land mit den roten Fahnen der „National League für Democracy“ ausrüstete vor den Nachwahlen am 1. April; wie sich der im Reiseführer angepriesene zauberhafte Wald mittlerweile in eine Palmölplantage verwandelt hatte. Besonders dank unserer unverwüstlichen Reiseleiterin, die nach einer kleinen Aufwärmphase für nahezu jeden Schabernack zu haben war, entstand ein Mittendrin-statt-nur-dabei-Gefühl, etwa als wir bei einer Dorfschule der Gurkha-Minderheit hielten und die (riesige) Klasse uns im Chor begrüßte. Oder eingequetscht zwischen 40 buddhistischen Pilgern auf der Laderampe eines LKW die Bergstraße zum Goldenen Felsen hochdonnerten (definitiv ein erinnerungswürdiges Erlebnis). Nach drei intensiven Wochen Myanmar sind wir sicher, das war so gut, da geht noch mehr: Mehr Yangon, mehr Sonnenuntergänge, mehr Teeblättersalat, mehr myanmarischer Weißwein, mehr plaudernde Mönche auf der U-Bein-Brücke, mehr Einladungen zum Tee, mehr Wasserbüffel. Vielleicht nicht unbedingt mehr Pagoden.
Danke an a&e, danke an Thandar
Frank Gießelmann
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