Reisebericht Myanmar – Ngapali Beach
Die Obstverkäuferin am Strand von Ngapali Beach
Die letzten Tage unserer unvergesslichen Myanmar Reise verbrachten wir am Strand von Ngapali Beach. Es waren relativ wenig Touristen da, unser Hotel nicht ausgebucht. Wir genossen das warme Meer, den Blick auf die bunten Fischer- und Ausflugsboote, die man zum Schnorcheln auf der kleinen Insel vor dem Strand buchen konnte. Ein langer, feiner Sandstrand lud zu ausgiebigen Spaziergängen am Meer ein – vorbei an kleineren Restaurants, an Verkaufsständen von Kunsthandwerk, an improvisierten „Massagesalons“, an exklusiven Luxushotels bis in das Dorf hinein – oder besser bis zu der Stelle, wo die Fischer und die Frauen des Dorfes ihre Netze ausbreiteten, säuberten und flickten. Hunde jagten den Krebsen nach, die sich beim Erschüttern der Erde durch Fußstapfen schnell in ihr Erdloch verzogen, bizarre Gemälde und kleine Sandhäufchen im Strand hinterlassend. Ein offensichtlich junger Hund wurde vor unserem Hotel nicht müde, Krebse in ihren Erdlöchern erhaschen zu wollen. Bei Sonnenuntergang spielten die jugendlichen Männer am Meer ausgiebig Fußball. Ein friedliches, freundliches Panorama.
Ab und an kam eine junge, offensichtlich schwangere Frau an unseren Strandliegen vor dem Hotel vorbei. Sie jonglierte anmutig einen sicher schweren Obstteller, der vor allem mit Kokosnüssen, Ananas, Orangen und Kiwis gefüllt war. Die Kokosnüsse stammten aus Myanmar, anderes Obst war zum Teil aus Thailand importiert. Ihr Gang war so anmutig und leicht und immer trug sie einen langen Longyi mit der passenden Bluse. Sie schaute eher schüchtern zu uns herüber und kam erst, nachdem wir ihr zugewinkt hatten. Sie nahm das Tablett mit den Früchten ab, setzte es auf den Strand und breitete ein buntes Tuch aus. Wir wollten gerne Kokosnüsse; sie wusch die mitgebrachte Machete mit Wasser aus der mitgeführten Plastikflasche ab und schnitt gekonnt wie mit einem Beil den oberen Teil ab, so dass wir die köstliche Kokosmilch frisch genießen konnten. Später kam sie noch einmal, um uns die Kokosnuss klein zu schneiden, so dass wir das frische Fruchtfleisch essen konnten. Manchmal kauften wir bei ihr Ananas. Stets war ihr flinkes, präzises Tun von einem freundlichen Lächeln begleitet, das ihren eleganten Bewegungen etwas Erhabenes verlieh. Welche Anmut, welche Eleganz und Schönheit – als Person, ihrer farblich abgestimmten Kleidung und ihren Bewegungen. Wir plauderten etwas mit ihr und erfreuten uns an ihrer lächelnden, sanften Freundlichkeit, die auf die wunderbaren Früchte abfärbte und ihnen etwas Besonderes verlieh. Sie versüßte uns das ohnehin süße dolce vita am Ozean von Bengalen, der uns übrigens fast salzarm vorkam. Sie winkte uns nach der anfänglichen Schüchternheit schon von Weitem zu, und wenn sie wegging, hatten wir noch lange an ihrer Erscheinung Freude.
Der letzte Strandtag war gekommen, wir verabschiedeten uns von ihr. Sie käme nochmal, sagte sie, wir sollten bitte am Strand bleiben. Nach einer Weile kam sie wieder und brachte uns Geschenke: wunderschöne Armbänder aus Muscheln. Sie hatte sich genau überlegt, welches in Form und Farbe zu wem passt. Ob wir denn auch wiederkämen, nächstes Jahr, wollte sie wissen, dann käme sie mit dem Baby zum Strand… Die vielen Kokosnüsse und Ananasse, die wir so sehr am Strand von Ngapali unter der Sonne mit Meeresrauschen genossen hatten, tragen auch in der Erinnerung den Stempel ihrer Liebenswürdigkeit. Danke, du zauberhafte Obstverkäuferin.
Frau Prof. Dr. I. Neu
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