Reisebericht Australien – Coober Pedy
a&e unterwegs in Australien – Zwei wahre Unikate
Bereits zwei Wochen sind vergangen, seitdem ich in Sydney gelandet bin. Wir fahren durch karge Landschaft. Mittlerweile gibt es keine Bäume mehr in Sichtweite. Kaum ein Auto kommt uns entgegen. Gelegentlich sehen wir einen Truck, Caravan oder Roadtrain – einen der berühmten australischen Giganten mit bis zu vier Anhängern. Dann sieht man die ersten Maulwurfshügel auf den unbewohnten Flächen rechts und links der Fahrbahn. Einige klein, andere größer. Hier wurde nach Opalen gegraben. Die kleinen Hügel zeugen von wenig Erfolg. Die Schatzsucher lassen die Fläche zurück und probieren an anderer Stelle erneut ihr Glück. Neben größeren Hügeln stehen Bagger und schweres Gerät. Die Suche ungeschützt vor der australischen Sonne war offenbar erfolgreicher.
Wir erreichen Coober Pedy, die Stadt, die übersetzt so viel heißt wie "weißer Mann im Loch". Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, während das Thermometer weiter steigt. 42°C zeigt es an. Ein Tag vor Nikolaus, im heißen Sommer des Outbacks. Goldgräberstimmung umfängt uns in der unwirklich wirkenden Stadt, die wie aus einem Western entsprungen scheint. In einem unterirdischen Motel werden wir von der Auswanderin Rosie unter Tage geführt. Sie kommt ursprünglich aus Kiel und erklärt uns, wie sie vor 28 Jahren ihren Weg zu den Minen in Coober Pedy fand. Wir erfahren, wie auf den Opalfeldern mit großen Maschinen und teilweise noch immer mit Hammer und Meißel gearbeitet wird. Überall leuchten uns Lichterketten den Weg durch die in den Sandstein gegrabenen Gänge des neuen Anbaus. Das Motel steht zum Verkauf. Die Stadt und die Opalsuche in Coober Pedy blicken einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Kinder der Schatzsucher ziehen weg, studieren oder arbeiten in den großen Städten des Landes. Auch sonst findet die harte körperliche Arbeit in den Minen kaum interessierten Nachwuchs. Wie viel Opal noch unter der Oberfläche schlummert weiß keiner.
Gemeinsam mit Rosie fahren wir in ihr Café "The Big Winch" und lernen ihren Mann Jimmy kennen, der seine schottische Herkunft durch den starken Akzent trotz 38 Jahre Australien nicht verheimlichen kann. Beiden merkt man an, dass sie sich in ihrer gemeinsamen Wahlheimat wohlfühlen. Die Abgeschiedenheit und die schwierigen Lebensverhältnisse tun daran keinen Abbruch. Vielleicht sind sie auch gerade ein Grund für die Abenteurer. Das Paar zeigt uns die Opale, die es gefunden hat. In allen Farben des Regenbogens glitzern die Steine. Rosie erklärt den Unterschied zwischen wertlosen und wertvollen Steinen, ganzen Opalen, Dubletten und Tripletten. Wir bewundern den Schmuck, den die beiden in ihrem Café anbieten.
Dann nimmt Jimmy mich zur Seite. "Hold your hands up", sagt er. Ich verstehe nicht gleich, worauf er hinaus will, hebe aber meine Hände. Die Handflächen zeigen zueinander, ohne sich zu berühren. Die Finger sind gestreckt. Dann tut er es mir gleich. Er führt die geballten Hände vor den Körper und öffnet sie. Seine rechte Hand erlaubt es nicht, die Finger ganz zu strecken. Immer wieder knicken sie ab, als würde er noch jetzt mit seiner Spitzhacke in der Hand nach Opal schürfen. Ich beginne zu verstehen, was er mir zeigen wollte: Ein weiteres Ergebnis der Opaljagd in Coober Pedy. Als ich von seinen Händen hoch in sein Gesicht blicke, schweigt er einen Moment. Dann füllen sich seine Augen mit demselben Funkeln, das ich zuvor in den Opalen gesehen habe. Mit kleinen Fältchen neben den Augen und sympathischen Grübchen sagt er ganz der australischen Mentalität ("no worries") entsprechend: "Well, you will never drop a glass". Wir lachen.
Dann ist es Zeit zu gehen. In der brennenden Hitze stehen Rosie und Jimmy herzlich winkend vor dem Café, um uns zu verabschieden. Mein Gedanke: zwischen all den Opalen zwei wahre Unikate!
Gesa Löschen
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