Reisebericht Myanmar – Yangon, Inle See & Moulmein
Anders als alles andere...
Viele Bücher hatte ich gelesen, Bildbände angeschaut, Filme gesehen und Erzählungen über ein angebliches Märchenland gelauscht… Burma, das wie Rydyard Kipling schon feststellt hat, anders sein sollte als alles, was er bis dahin gesehen hatte....
Im Oktober 2007 bekam ich überraschend Urlaub und wollte mich nun selbst von der Besonderheit dieses Landes überzeugen. Leider war Burma, oder wie es in der Landessprache heißt Myanmar, wenige Wochen vorher von großen Unruhen erschüttert worden. Mönche hatten friedlich aber trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, sehr eindringlich gegen die Machthaber der Militärjunta protestiert und wurden mit Gewalt und Blutvergießen „ruhiggestellt“. Schlimmer hätte man Menschenrechte nicht verletzen können.
Nun stellte sich natürlich für alle Burmareisenden und damit auch für mich die Frage: Soll man dieses Land bereisen und damit evtl. die Machthaber noch mit Devisen unterstützen? Wie gefährlich ist eine solche Reise für Ausländer? Was ist, wenn es neue Aufstände gibt?
Ich habe mich entschieden zu reisen, weil ich glaube und hoffe, dass Tourismus Öffentlichkeit schafft und dass mit Wegschauen und Umbuchen den Menschen dort in Burma nicht geholfen ist und nicht zuletzt, weil ich mit eigenen Augen sehen wollte, was in dem Land vorgeht.
Das Team von a&e erlebnis:reisen hat mich letztendlich vollends überzeugt, indem man mir versicherte, dass man Wert darauf lege, Privatfamilien zu unterstützen und dass man möglichst wenig große Hotel- und Restaurantorganisationen nutzt, die unter staatlicher Aufsicht stehen. Schließlich hat man mit spontaner Flexibilität und Unterstützung diese Reise in allerletzter Minute möglich gemacht, während die berühmten Mitbewerber in dem Reisegeschäft nur kopfschüttelnd abgelehnt haben. Vielen Dank an alle Mitarbeiter bei a&e!
Nun ging es also am 3. November 2007 los zu einer 22-tägigen „Burma Expedition“. Ausgesucht hatte ich die Reise schon viele Monate vorher, weil sie für mich sehr reizvolle Erlebnisse wie Trekkingtage in den Bergen, den Besuch eines Elefantencamps, eine Fahrradtour sowie einen Abstecher nach Moulmein enthielt.
In Yangon wurden ich und noch 10 weitere Teilnehmer der Reise von unserem Reiseleiter Herrn Thet Oo mit offenen Armen empfangen und in unser Hotel gebracht. Wir waren die einzigen Gäste in dem großen Haus mitten in Yangon. Das sollte während der Reise noch oft der Fall sein, denn es waren anscheinend nur einige wenige deutsche Reisegruppen im Land. Die Situation in Yangon machte auf mich einen angespannten, aber keinesfalls für uns gefährlichen Eindruck. Wir besuchten die großen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt und flogen dann nach Norden, um unser Trekking in den Shan Bergen zu beginnen.
Üppig grüne Urwaldlandschaften, Bambuswälder und landwirtschaftlich genutzte Gebiete begleiteten unseren Weg, leider auch Regen. Wir kamen durch Dörfer, wo man uns fröhlich zuwinkte, und am Ziel unserer Wanderung empfing man uns, nass und kalt wie wir waren, mit heißem Tee und Keksen und unser Nachtlager war auch schon gerichtet. Privateinladungen zu Tee folgten und mit großem Spaß unterhielten wir uns mit Händen und Füßen, was zu einiger Verwirrung und noch mehr Spaß führte. Unsere Begleiter hatten unser Essen geschleppt und für uns lecker gekocht, sodass wir frisch gestärkt am nächsten Tag, zum Glück ohne Regen, weiterwandern konnten.
Die nächsten Tage verbrachten wir am Inle See und in Mandalay. Staunten über das Geschick und die Fingerfertigkeiten der Menschen bei der Herstellung von Marionetten, Schirmen aus handgeschöpftem Papier, Buddhas aus Marmor, wunderbaren Lackarbeiten, handgedrehten Zigarren, feinsten Seiden- und Baumwollstoffen und Stoffen aus Lotosfasern. Es waren immer Familien, vom Opa bis zu den jungen Frauen und Männern, die sich beteiligten, jeder wie er konnte. Stolz wurde dann das fertige Produkt verkauft. Natürlich haben wir in Anbetracht des bevorstehenden Weihnachtsfestes alle etwas Passendes gefunden. Schließlich waren wir meist die einzigen Kunden und die Familien leben davon.
Die Sehenswürdigkeiten ließen wir uns natürlich auch nicht entgehen. „Das Land der goldenen Pagoden“ macht in Sagaing seinem Namen alle Ehre, Mingun und Bagan sind einfach beeindruckend, der Pagodenwald von Kakku ließ uns staunen und an den Lotusfeldern, den schwimmenden Gärten und den springenden Katzen auf dem Inle See konnten wir uns gar nicht satt sehen.
Am meisten waren wir aber, von Tag zu Tag mehr, von der Freundlichkeit der Menschen beeindruckt. Egal wohin wir kamen, wir wurden mit einem Lächeln empfangen. Nicht aufgesetzt und in Erwartung von Geschenken, sondern warmherzig, offen, interessiert und ehrlich. Hilfsbereitschaft der besonderen Art durfte ich erfahren, als mir bei einer Radtour durch Bagan die Kette meines Drahtesels absprang. Ich hatte kaum realisiert, was passiert war, da knieten schon 2 junge Burmesen neben meinem Rad und reparierten mit ihrem Löffel, den sie in ihrem Essenkorb hatten, meine Kette. Ölverschmiert strahlten sie mich an, als alles wieder heil war, und liefen winkend davon, um mir am nächsten Tag bei einer zufälligen Begegnung wieder strahlend wie alte Bekannte entgegenzukommen.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war für mich der Besuch in einem Camp mit Arbeitselefanten. Da aus politischen Gründen das ursprünglich vorgesehene Camp nicht zu besuchen war, wurde umorganisiert und wir wohnten in einer komfortablen Lodge. Schmusen mit einem Elefantenbaby und das Zusammensein mit den Dickhäutern in einem Teakholzdschungel machten die Tage irgendwie unwirklich. Anschließend ritten wir zum nächsten Dorf und wurden, wie sollte es anders sein, mit strahlenden Gesichtern empfangen. Der Abend klang aus mit Lagerfeuer und Gänsehautfeeling bei Gitarrenmusik und burmesischen Liedern. Vorher hatten die Jungs aber noch gekocht und einen Tisch aus Bambus für uns gezimmert, in mitteleuropäischer Höhe, auch wenn sie selbst dabei kaum rauf schauen konnten. Wichtig war wohl nur, dass WIR uns wohl fühlten.
Weiter ging unsere Reise mit langen interessanten und abwechslungsreichen, aber auch sehr anstrengenden Überlandfahrten in den Süden nach Moulmein, weitab von touristischer Infrastruktur. Auf dem traditionsreichen und sehr geschäftigen Markt bestaunten wir die Waren und Menschen und die Menschen bestaunten uns. Große blonde Langnasen sind dort wohl sehr selten und lieferten sicher Gesprächsstoff für den Rest des Tages. Der Besuch einer heiligen Insel und eines Meditationszentrum ließ uns die wahre Spiritualität des Landes erahnen. Mit dem Pilgerweg zum Goldenen Felsen und der Anblick desselbigen im Sonnenuntergang endete unsere Reise leider viel zu schnell. Besser hätte man ein solches Erlebnis nicht abrunden können.
In all den 3 Wochen, die voller Staunen und Erleben waren, begleitete uns „unser Thet“ mit großer Umsicht und unendlicher Geduld und Ruhe. Er dolmetschte und erklärte. Er erfüllte unsere Wünsche, die kleinen und die unmöglichen. Er diktierte uns burmesische Kochrezepte. Er sorgte für saubere Toiletten. Er ging mit uns zum Shopping und beriet die Mädels beim Juwelier und im Schuhladen. Er organisierte als Vorspeise gegrillte Grillen. Er stoppte den Bus bei jedem Fotomotiv. Er hatte Medikamente gegen Durchfall. Er kannte einen Handleser, der uns schöne Dinge prophezeite. Er organisierte Pomelos und unser Lieblingsgewürz gab’s im Restaurant, dank Thet, im Tütchen zum Heimtragen. Verlorene Schuhe hat er wieder beschafft, verlegte Brillen gesucht und, und, und ……
Er war einfach für uns da. Danke, Thet!!
Rydyard Kipling hatte Recht: Dieses Land ist anders als alle anderen, die ich bisher gesehen hatte. Das liegt sicher daran, dass es viele Jahre von der Außenwelt abgeschnitten war und dass dort die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Als westlicher Tourist ist man davon fasziniert. Natürlich soll man dabei nicht übersehen, wie schwer und entbehrungsreich das Leben für die Bevölkerung ist. Das rigorose und restriktive Verhalten der Regierung verschlimmert die Situation noch. Tatsache ist auch, dass in einem zutiefst buddhistischen Land, in dem viele Tausend Mönche leben, in diesem dramatischen Herbst kaum Mönche auf den Straßen zu sehen waren. Natürlich werden sie überwacht und sie sind Repressalien unterworfen und meiden den Kontakt mit Ausländern.
Natürlich muss die Weltöffentlichkeit dorthin schauen und versuchen, etwas für diese Menschen zu tun!
Und vor allem muss man an die einfachen Bürger denken, die vom Tourismus leben und denen die Existenzgrundlage entzogen wird, wenn wir wegschauen und wegbleiben. Wie gut, dass ich diese Reise gemacht habe! Ich habe eine wunderbare Zeit in einem Land mit den freundlichsten Menschen verbracht, die mir jemals begegnet sind...
Nach dem Besuch im Meditationszentrum unterhielt ich mich mit Thet über Meditation und fragte ihn, ob die Techniken, die ich kenne, dort auch praktiziert werden:
„Vipassana – Einsichtsmeditation zur Entwicklung von Achtsamkeit?“
„Ja.“
„Anapanasati – Atemachtsamkeitstraining? “
„Ja.“
„Metta Bhavana – Entwicklung von Mitgefühl und freundlicher Zuwendung?“
Da schaut mich Thet ganz erstaunt an:
„Weißt du, Sabine, Metta Bhavana ist bei uns keine Technik, die wir lernen und üben müssen, sondern ein Prinzip des Lebens.“
Sabine Bork, Dezember 2007
Bilder dieser Reise gibt es hier: Webseite von Sabine Bork
Sabine Bork
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